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Nasca

Die Scharr-Bilder von Nasca Peru 2001

Seit zwei Stunden fliegen wir über der Pampa von Nasca. Der Pilot kennt sie wie seine Westentasche, fliegt seit zweiundzwanzig Jahren. Mich interessieren die Gesichter, Figuren mit Strahlenkronen, Antennen, großen Augen. Halb Mensch, halb Pflanze. Manchmal Vogel und Mensch. Beim Überfliegen eines Gesichts schaudert es mich. Es schaut mir direkt in die Augen. Konzentriert, mit scharfem Blick. Andere Figuren scheinen uns zuzuwinken. Wir überfliegen einen Berg. Ein Gesicht reiht sich ans andere, halbwegs vom Wüstensand verdeckt. Hier ist seit Jahrtausenden niemand gewesen. Wir kreisen die Gestalten ein. Ich hänge mich aus dem Fenster, um sie besser sehen zu können. Die Kamera vor dem Auge. kreisen wir, wie auf einem Karussell. «Der Kondor!», brüllt der Pilot plötzlich . Ich schaue in seine Blickrichtung. Ein riesiger Vogel kreuzt unseren Weg. Er gleitet ohne Flügelschlag dahin. In den geöffneten Flügeln weiße Federn. Der Kondor taucht in meinem Sucher auf. Direkt unter ihm ist ein großes Trapez zu sehen. Reflexartig drücke ich auf den Auslöser. Der Kondor kreist weiterhin unter uns in aller Seelenruhe. «Er kann bis siebenundsiebzig Jahre alt werden», bemerkt der Pilot und fügt hinzu: «Es ist mir nie gelungen, einen Kondor über den Nasca-Linien zu photographieren.» 

Gundula Schulze Eldowy – Nasca, 20. Januar 2001

Maria Reiche (1903 - 1998)

Ich war der großen Wüstenforscherin Maria Reiche auf der Spur, die diese Nasca Linien erforschte. Sie stammt aus Dresden, wanderte aber nach dem Tod ihres Vaters (er starb im 1. Weltkrieg) nach Peru aus. Sie gilt in Peru als große Nationalheldin. Dort wurde sie auch begraben. Ein weiteres Glück war es, von einem Freund Maria Reiches, Abzüge der Photographien bekommen zu haben, die Maria Reiche von den Nasca-Linien machte. Sie befinden sich nun in meiner Kunstsammlung.

1965 machte die Wüstenforscherin Maria Reiche bei ihren Vermessungen in Nasca eine sensationelle Entdeckung, die bis heute unbeachtet geblieben ist. Sie entdeckte die Masseinheit, mit welcher die Nasca Geoglyphen von den Erbauern angelegt worden sind, verglich sie mit antiken Bauten in England, Japan und Schweden und stellte fest, dass in der Antike nach einem einheitlichen Mass von 26 Zentimetern (1 peruanischer Fuss) gebaut wurde. Es ist der Beweis einer einheitlichen Intelligenz und Kultur weltweit. 

Maria Reiche

Maria Reiche (* 15. Mai 1903 in Dresden; † 8. Juni 1998 in Lima, Peru) war eine deutsche Lehrerin und Privatgelehrte.

Kristall

Unter den hundert Augenpaaren, die mich anstarren, sind zwei magnetische Löcher,  die mich sofort in ihren Bann ziehen. Dieser Kraft ist nichts entgegenzusetzen. Fasziniert schaue ich in ihre schwarzen Augen.  Zwischen uns herrscht von Anfang an eine Intensität des Blickes, die kaum auszuhalten ist. Eine  unmittelbare Nähe stellt sich ein. Ohne Vorwarnung.  Ich werde von  einem Sog erfasst. In ihren Pupillen öffnet sich ein Tunnel, der mich verschlingt. Ich bin gerade auf dem Schotterweg von Palpa, am Rande der  Wüste, notgelandet. Mit einem kleinen Sportflugzeug, das aussieht, wie Spielzeug. Der Pilot und ich sind sofort  umringt von Menschen, die noch nie ein solch fliegendes Objekt  gesehen haben.  Ich frage jemanden, wie spät es ist.
 «Es ist 9  Uhr», sagt ein Mann. 
Ich verstehe  nicht.  Meint er abends oder  morgens?  Ich frage dreimal. Jedesmal antwortet er mir, es wäre  morgens.  Nach meinem inneren Zeitgefühl müsste es aber abends sein.  Ich bin  hundertprozentig sicher, daß der Mann sich irrt. Die Sonne hat sich hinter Wolken versteckt. Am Himmel lässt sich also nicht ablesen, wie spät es ist. Bin ich etwa in ein Zeitloch geraten?
Unterdessen weichen die hypnotischen Augen nicht von mir. Sie saugen mich aus. Der Blick wird stärker. Ein Gefühl der Betäubung übermannt mich.  Es ist nicht das Mädchen, das mich da wie besessen anstarrt. Zwanghaft schaue ich zurück. Getrieben von derselben unbekannten Macht, die uns beide beherrscht.  Wo bin ich?  Wo bin ich? In meinem Kopf hat alles ausgesetzt. Meine ganze Wahrnehmung ist  auf ihre Augen konzentriert, die zu meinen werden.  In diesem Moment. Unerwartet. Ein Strahl grosser Magie durchbohrt uns gegenseitig, greift tief in unser Herz hinein. Beide sind wir ohnmächtig diesem Augenblick ausgeliefert.  Wäre da nicht ein Zauber in ihrer Erscheinung, ich würde verrückt werden. Plötzlich bin ich eins geworden mit einer  fremden Person.  Wie ist das möglich? Eine fremde Seele bemächtigt sich meiner. Eine schöne Seele. Ich gebe mich mit Wonne  ihrem zarten, schönem Gesicht  und  ihren tiefschwarzen Mandelaugen hin. Lasse mich  von ihnen einnehmen, jeden Widerstand aufgebend. Federleicht bewegt sie sich. Voller Anmut.  Ich kann fast durch sie hindurchsehen.  Als wäre sie nicht aus Fleisch und Blut.
«Kristall», sagt sie, die Stille durchbrechend. Es scheint ihr Name zu sein. Sie schließt dabei die Augen, schaut zum ersten Mal weg. Nicht lange. Die Unterbrechung dient nur dazu, die Energie zwischen uns um so heftiger aufwallen zu lassen. Es ist ein gegenseitiges Aussaugen ohne Ziel. Wir sind nur noch zwei Augenpaare, die ineinander versinken, miteinander spielen und sich gegenseitig verschlingen. Ich bin nicht mehr Herr der Lage. Es ist mir alles egal. Eine von uns  beiden wird  die Schwächere sein, wird es als erste nicht mehr aushalten können. Früher oder später.  Ich höre auf, zu denken.  In mir ist eine Leichtigkeit, die mich schwindlig macht.  Die Zeit hat ausgesetzt.  Ich bin in der  Ewigkeit gelandet. Ohne Zeit und Raum. Nur wir beide  exisitieren. Ich kann nicht sagen, wie lange wir schon so ineinander  versunken sind.  Auf den Höhepunkt der Spannung, schaut  die andere wieder weg. Zeigt eine leichte Schwäche. Jetzt hat sie endlich genug, lässt von mir ab. Aber sie hat sich genauso wenig im Griff, wie ich mich.  Wir stehen wie gebannt von dieser  magischen Nähe. Jedesmal, wenn sich unverwandt unsere Blicke kreuzen, leuchtet derselbe Strahl von vibrierender Kraft.
«Kristall», flüstert sie wieder ohne den Blick von mir zu wenden.
„Wer ist sie?“, frage ich mich. Ein kleines Mädchen, das aussieht, wie eine Fee?  Ich sehe sie, als ob sie schneeweiss wäre, obwohl sie ein rotes Kleid trägt. Fast unmerklich zeigt sie die zweite Schwäche.  Sie  kehrt mir den Rücken zu und geht. Ich folge ihr. Sie weiss es.  Sie weiss, dass ich hinter ihr bin.  So unauffällig ich sie auch verfolge, so unauffällig weicht sie mir aus. Alles geschieht  im Stillen,  vor den Augen unzähliger Menschen,  die in jenem Moment für uns beide  aufgehört haben zu  existieren.
«Kristall», sage ich  jetzt zu ihr. Sie zieht eine Grimasse, lacht und rennt weg. Ich bin verunsichert. Lasse von ihr ab.  Verliere sie aus den Augen. Beschäftige mich mit meiner Umgebung . Als  ich sie fast vergessen habe, schiebt sie sich plötzlich wieder in mein Blickfeld. Wie unter Zwang. Doch diesmal weicht sie meinem Blick aus, streift ihn flüchtig, huscht weg. Kehrt aber wieder zurück. Schließlich  zeigt sie mir nur noch ihren Rücken. Ihr Kleid hat hinten  einen Schlitz, der  ihre weiche, braune Haut erkennen lässt. Mechanisch greift meine Hand nach ihr, streichelt ihren Rücken.  Sie dreht sich nicht herum. Sie schaut mich nicht an. Ja sie reagiert  nicht einmal, ist wie zu einer Salzsäule erstarrt.
«Kristall»,wiederhole ich zärtlich. Sie reißt sich los, rennt, die Beherrschung verlierend, einige Meter von mir weg.   Dann dreht sie sich mit dem Gesicht zu mir um, doch verdeckt sie schnell mit den Händen die Augen. Sie hat Angst, mich anzusehen. Kein Zweifel, sie hat Angst vor meinen Augen.
«Kristall», sage ich ein letztes Mal, dabei streichle ich ihren Kopf.  Da beginnt sie zu schluchzen. Verzweifelt weint sie hemmungslos  vor allen Leuten los. Statt wegzurennen, bleibt sie wie angewurzelt stehen, in totaler  Starre, mir und meinem Blicken vollkommen ausgeliefert. Sie weiss nicht, was  soeben passiert ist. Sie hat sich verloren. In mir.  Es vergehen schreckliche Minuten, in denen sie in dieser Haltung  verharrt.
«Warum rennt Kristall nicht weg?», fragen Stimmen neben mir. Sie weint und weint. Niemand erlöst sie aus ihrer peinigenden Lage, gleichwohl sie von Menschen umringt ist, die sie fassunglos anschauen. Ihre Augen geben nicht einen einzigen Blick frei. Sie hat sie hinter ihren Händen verschanzt.
Da endlich schieben  zwei entschlossene Hände sie weit von mir weg   in die Freiheit.

Gundula Schulze Eldowy  

Cristal 

Entre los cientos de pares de ojos oscuros que me miran fijamente, hay dos huecos magnéticos que atraen poderosamente mi atención. Nada puede contraponerse a su fuerza. Fascinada miro esos ojos negros. Entre nosotros impera desde el comienzo una intensidad de la mirada que es apenas soportable. Se produce una cercanía inmediata. Sin previo aviso, soy presa de su atracción. En sus pupilas se abre un túnel que me devora. Yo acababa de sobrevivir un aterrizaje forzoso en un camino de cascajo en Palpa, al borde del desierto. La avioneta parece de juguete. Inmediatamente el piloto y yo estuvimos rodeados de curiosos que parecían no haber visto nunca un objeto volador. Le pregunto a alguien por la hora.
«Son las nueve», dice un hombre.
¿Las nueve de la mañana? No entiendo. Le pregunto tres veces y tres veces me responde que sí, las nueve de la mañana. Según mi noción interior debe ser de tarde. Estoy convencida de que el hombre se equivoca. Una capa de nubes oculta el sol, de modo que es imposible adivinar la hora. ¿Acaso he caído en un hueco del tiempo?
Entre tanto el par de ojos hipnóticos no cesa de mirarme. Me absorbe. La mirada se hace más intensa. Un sentimiento de impotencia se apodera de mí. Forzosamente sostengo aquella mirada, impulsada por el mismo poder que nos tiene sometidas a ambas. ¿Dónde estoy? ¿Dónde estoy? En mi cabeza todo está en blanco. Toda mi capacidad de percepción está concentrada en los ojos de la niña que se han convertido en mis ojos. En eso, nos atraviesa un rayo de inmenso poder mágico. Mi corazón da un vuelco. Ambas estamos expuestas irremediablemente a este instante. Si no fuera por el encanto que irradia la niña, hubiera enloquecido. Derrepente me había vuelto uno con una criatura desconocida. ¿Cómo es eso posible? Un alma extraña se apodera de la mía. Un alma bella. Ya sin oponer resistencia, me entrego gozosamente a su rostro delicado y sus ojos almendrados. La niña se mueve ágilmente, llena de gracia, como una pluma al viento. Como si no fuera de carne y hueso.
«Cristal», la oigo decir, rompiendo el silencio. Deduzco que es su nombre. Ella entrecierra los ojos y por primera vez desvía la mirada. Sólo por un instante, lo suficiente para recargar la energía que impera entre las dos. Nos absorbemos mutuamente, sin objetivo alguno. Somos tan solo dos pares de ojos, entrelazados, inmersos el uno en el otro. Hace tiempo que he dejado de ser dueña de la situación. Todo me da igual. Una de las dos será la más débil, será la primera que no lo soportará más. Tarde o temprano. Los pensamientos han cesado. La levedad dentro de mí me marea. El tiempo ha dejado de existir. He aterrizado en la eternidad. Sólo existimos las niña y yo. No podría decir cuánto tiempo permanecimos así, inmersas, absortas. En la cúspide de la tensión, la niña vuelve a desviar la mirada, muestra un signo de debilitamiento.  Es tan poco dueña de sí misma como yo. Allí estamos, como hipnotizadas por la cercanía. Cada vez que nuestras miradas se cruzan, estalla el mismo rayo de energía vibrante.
«Cristal», repite. Pero esta vez su voz es apenas un susurro
¿Quién será? , me pregunto. ¿Un hada con apariencia de niña? La veo como si fuera blanca como la nieve, a pesar de que lleva puesto un vestido rojo. Por fin parece hartarse, me vuelve la espalada y se va, abriéndose paso entre la concurrencia. Yo la sigo disimuladamente. Pero sé que ella sabe que estoy tras de ella.
«Cristal», la llamo. Ella hace una mueca, ríe y sale corriendo. Por más que trato de no perderla de vista, ella logra escabullirse. Todo sucede en silencio, en medio de la muchedumbre. Vuelvo entonces a la cruda realidad y me percato de las demás personas que por un tiempo indeterminado han dejado de existir para mí. Y cuando ya casi la he olvidado, vuelve a aparecer en mi campo visual, impelida por esta fuerza sin nombre. Pero esta vez evita mi mirada, me da ostentativamente la espalda. Una hendidura en su vestido revela su suave piel oscura. Mecánicamente mi mano se extiende y acaricia su piel. La niña no se vuelve, no reacciona, parece convertida en una estatua de sal.
»Cristal», la llamo nuevamente. Ella huye despavorida, pero se detiene a pocos metros y se vuelve hacia mí, tapándose los ojos con las manos. Tiene miedo de mirarme. Sin duda, teme mis ojos.
«Cristal», la llamo una última vez, acariciando suavemente su cabeza. Ella entonces rompe a llorar. Solloza desesperadamente ante la vista impotente de todo el mundo. En vez de correr, se queda parada ahí, como clavada por un conjuro, llorando, rendida al hechizo de mi mirada. No sabe lo que acaba de suceder. Que se ha perdido. En mí. Transcurren unos minutos terribles. Ella sigue allí, permanece en un estado de petrificación, con las manos fuertemente tapándose los ojos.
«¿Por qué no se va?», preguntan algunas voces a mi costado. La niña llora y llora. Nadie intenta salvarla de su situación torturante. Por fin se desprenden dos brazos decididos de la multitud y la alzan a la libertad. 

Gundula Schulze Eldowy  

Nazca

Gundula Schulze Eldowy, Buch „NAZCA“, Unikat, Format: 29x27cm, in Leinen gebunden, 73 farbige Photographien der Größe: 22,0 x 14,4 cm, C-Prints, signiert, datiert, betitelt

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