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Die Hallen der Aufzeichnungen

Die Hallen der Aufzeichnungen

In den neunziger Jahren entwickelte sich eine besessene Suche nach den „Hallen der Aufzeichnungen“, die als älteste Bibliothek der Welt gelten. Man suchte sie unter der Cheops-Pyramide oder der Sphinx. Aber mein Kameraauge hatte die Halle viel südlicher erspäht. Im Ägyptischen Museum am Tahir Platz hatte mich ein Bild in seinen Bann gezogen. Es war eine Luftaufnahme des Gizeh-Plateaus, die 1936 von der ägyptischen Luftwaffe aufgenommen wurde. Ich reproduzierte die Aufnahme. Zurück in Berlin, entdeckte ich auf meiner Reproduktion einen, durch Vibration und Erdbebenerschütterung, entstandenen Abdruck, der auf einen unterirdischen Hohlraum hinwies. Mit der Zeit war an den Nahtstellen ein kaum sichtbarer Rand entstanden, der die Umrisse des Hohlraumes preisgab. Auf meiner Reproduktion ist er klar und deutlich zu sehen. Es musste sich um einen sehr großen rechteckigen Bau handeln. Dem wollte ich nachspüren. Also lieh ich mir vom General der ägyptischen Luftwaffe einen Hubschrauber aus. Für zahllose Aufnahmen flog mich der Pilot eine Stunde lang über das Gebiet hinweg.

Der Umriss wies auf eine sehr große Halle hin. Als ich die Luftaufnahmen des Plateaus studierte, fiel mir auf, dass jede Pyramide in Verbindung zu dem Umriss stand. Die Pyramiden erschienen wie ein Fingerzeig. Die Cheops- und Mykerinos-Pyramide haben je drei Nebenpyramiden. Zusammen mit der Chephren sind es neun Pyramiden auf dem Plateau. Alle neun Pyramiden weisen an markanten Stellen eine Beziehung zum „Umriss“, also zu den Hallen auf, was zweifellos die Absicht der Erbauer gewesen war. Dasselbe traf auch auf die Sphinx zu. Es überzeugte mich, dass alles oberirdisch Sichtbare Hinweise auf das Unterirdische gab. Damit erschloss sich mir das System des Gizeh-Plateaus, in das die rechteckige unterirdische Anlage der Hallen als ein Teil vom Ganzen einbezogen ist. Im Süden fällt das Terrain ab und bildet eine flache Stelle, die wegen ihrer Ebenheit zum Reiten genutzt wird. Unzählige Male bin ich darüber geritten, ohne zu ahnen, dass darunter die Hallen der Aufzeichnungen liegen.

So wurde die wohl älteste Bibliothek der Erde entdeckt, die von Ägyptologen „Die Hallen der Aufzeichnungen“ genannt wird. Wer den Hallen vielleicht am nächsten gekommen ist, war der nordamerikanische Professor James J. Hurtak, der das Osiris-Grab in jener Zeit entdeckte. Es liegt ebenfalls im Süden der Cheops-Pyramide, etwa auf halbem Weg zu den Hallen. „Wir waren das erste Team, das das Osiris-Grab gefunden hat und zwar in der Mitte des Gizeh-Plateaus in einer Tiefe von etwas über 33 Metern. Wir waren nicht nur in der Lage, dieses Grab zu finden und unsere Untersuchungen auszuwerten, sondern nahmen auch wahr, dass es noch eine Reihe weiterer, sich anschließender Kammern gab. Und dass es sich hier um einen sehr viel größeren unterirdischen Komplex handeln musste, als das, was oberirdisch lag… Wir meinen, dass die unterirdischen Labyrinthe und Tunnel benutzt wurden, um andere Strukturen zu bewegen und zu platzieren, die Aufzeichnungen und Artefakte schützen und erhalten sollten.“

Die Hallen der Aufzeichnungen

Gundula Schulze Eldowy

Fotografische Spuren der ältesten Bibliothek

Entdeckung eines unbekannten Schachtes in der Königinkammer der Cheops-Pyramide

Schacht mit drei Buchstaben

Der Zufall wollte weiter, dass ich in der Westwand der Königinkammer der Cheops-Pyramide einen unbekannten Schacht entdeckte, der dieselbe Größe wie die bereits bekannten Schächte in der Süd- und Nordwand der Kammer hat. 1872 hatte ein Engländer namens Waynman Dixon diese beiden Schächte entdeckt. Er hatte die Wände abgeklopft und war durch den Schall auf ihre Lage gekommen. Da sie auf Augenhöhe lagen, öffnete er sie mit Hammer und Meißel und bewies so, dass die Decke dahinter nicht sehr dick ist. Sie endeten wenige Zentimeter vor den Wänden, ohne sie zu durchstoßen. Was die Fachwelt noch nicht wusste, war, dass es in dem Raum in etwa acht Meter Höhe noch zwei Schächte gibt. Sie befinden sich in der West- und Ostwand. Ich entdeckte sie 1996. Mein Kameraauge erspähte wieder die Umrisse. Auf meinen Fotografien ist der Westschacht deutlich erkennbar, der offensichtlich einmal geöffnet und wieder geschlossen wurde. Vermutlich im Altertum. Das belegen Infrarotaufnahmen, die ich später dem Gesteinsphysiker Prof. Dr. Meinhard Landmann von der Fachhochschule Konservierung und Restaurierung Erfurt vorlegte. Auf meinen Bildern waren auch drei Zeichen erkennbar, die beim genaueren Studium sich als Runen herausstellten. Wie kommen Runen in die Cheops-Pyramide? Aber bereits 1976 hatte der Amerikaner David H. Lewis in geheimen Räumen unterhalb der Cheops-Pyramide unzählige Aufzeichnungen auf papierdünnen Metallplatten gefunden, die in einer unbekannten Schrift geschrieben waren.

1998 war die Königinkammer das ganze Jahr über wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen. Als ich 1999 in die Kammer zurückkam, waren der Westschacht und mit ihm die drei Buchstaben wegrestauriert. Auf den Infrarotaufnahmen allerdings sind die, mit leichter Lehmschicht übertünchten, Umrisse des Schachtes noch deutlich erkennbar, nicht aber die drei Buchstaben. Meine Aufnahmen sind deshalb heute die einzigen verbleibenden Zeugnisse.

Kammern unter der grossen Pyramide

David H. Lewis, 1976

Unbekannte Pyramiden in Ägypten und ihr Abriss 

In Ägypten dienen Restaurierungsarbeiten häufig auch noch anderen Zwecken, die allerdings der Öffentlichkeit vorenthalten werden, einer Taktik, die auch am Abriss einer sechstausend Jahre alten Pyramide zu erkennen gewesen war. In einer abgelegenen Gegend im Süden der Knickpyramide von Dashour (River of King Faruk, Lehirit) liegen Mastabas, die offiziell der 1. Dynastie zugeschrieben werden. Sie sind die ältesten Ägyptens. Sie waren zum Zeitpunkt der Aufnahmen, 2000, unbekannt. Einige wurden restauriert. Eine andere war gerade abgerissen worden, als ich die Aufnahmen machte. Ein Monolith, der über den Eingang zur unterirdischen Grabkammer stand, war noch in der Mulde, die beim Abtragen der Pyramide entstanden war. Splitter der abgetragenen Steine lagen kreuz und quer herum. (siehe Erzählung „Spiele & Spielgefährten“ im Buch „Tänzerflügel“)

Gundula Schulze Eldowy, „Spiele und Spielgefährten“ Lesung, Achim Freyer Stiftung, Berlin, 2015

Ausschnitt meiner 1. Erzählung „Spiele und Spielgefährten“ aus dem Buch „Tänzerflügel“

Archäologische Funde einer deutschenFotografin in Ägypten

Text: Renate Gomaa/ Wilfried Schäfer

Foto: Gundula Schulze Eldowy

Die Hallen der Aufzeichnungen

Gundula Schulze Eldowy

Fotografische Spuren der ältesten Bibliothek

El Pabellón de los Registros

Gundula Schulze Eldowy

Huellas fotográficas de la biblioteca más antigua del mundo

The Halls of the Records

Gundula Schulze Eldowy

Photographic traces of the oldest library in the world

Die Hallen der Aufzeichnungen

Gundula Schulze Eldowy

Text von Isolde Berger

Photographie: Gundula Schulze Eldowy, "Anthony West, Graham Hancock, Robert Bauval“, London 1995

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