Material / Downloads
The longing and suppressed rage manifest in Sewcz’s densely poetic pictures are equally found in the work of Gundula Schulze Eldowy. From the late 1970s on, this Berlin-based photographer made startlingly raw portraits of the dejecta and forgotten places of the GDR, as if the only hope left were to give voice to hopelessness. Eldowy’s strong photo-essays of naked misfits and limbless pensioners are a poignant refutation of the authorities’ monolithic vision of reality. Like a glove turned inside-out, they also reflect the tragedy of her own life, trapped as she was inside a faltering Communist state. In the face of the Party’s increasingly untenable fictions the discontinuous medium of photography was possibly the best means available to describe a subjectivity shattered by nearly sixty years of totalitarian rule.
JASON ODDY, „BACK IN THE GDR – PHOTOGRAPHY IN EAST GERMANY“, APERTURE Magazine, issue no. 189, New York 2007
Dicht poetische Bilder finden sich gleichermaßen im Werk von Gundula Schulze Eldowy. Seit Ende der 1970er Jahre machte die Berliner Fotografin verblüffend rohe Porträts der Niedergeschlagenheit vergessener Orte der DDR, als ob die einzige Hoffnung, die noch übrig geblieben wäre, darin bestünde, den Hoffnungslosen eine Stimme zu geben. Eldowys starke Fotoessays von nackten Außenseitern und Rentnern ohne Gliedmaßen sind eine ergreifende Widerlegung der Einseitigkeit der Behörden und ihrer Vision von Realität. Wie ein umgestülpter Handschuh spiegelt auch sie die Tragödie ihres eigenen Lebens, gefangen in einem erstarrten kommunistischer Staat. Angesichts der zunehmenden Unhaltbarkeit der Partei-Fiktionen war möglicherweise das Medium der Fotografie das beste verfügbare Mittel, um eine zerbrochene Subjektivität in fast sechzig Jahren totalitärer Herrschaft zu beschreiben.
It is clear from my research that although undoubtedly controversial, Schulze Eldowy’s work was a representation of the human condition rather than an overt attempt at being subversive: As she put it: ‘I have been asked whether subversion was a deliberate part of my visual language and I’ve always said no, never and not at all. But, because it was impossible in the GDR to be an artist and to be against the party at the same time, confrontation was initiated very easily as soon as one took up a stance that in any way didn’t conform to the way that the state saw itself… Ultimately the Stasi were unsuccessful in the efforts to destroy Schulze Eldowy’s career, interestingly however they were successful in leading her career down blind alley. At the age of 53 this photographer should be on a par with Nan Goldin or Corrine Day, yet with almost no bibliography around her work as a result of the GDR’s very successful efforts to keep her work out of the public spotlight she is only now nearly 20 years after the collapse of the Berlin Wall beginning to be published and her legacy properly debated.
It is clear that, as interest in Schulze Eldowy at the Stasi gathered pace the stasi employed a two pronged strategy manifested on the one hand in the desire to ‘snooker’ Schulze by spreading disinformation about her and her work in the artistic community and on the other to devote considerable resources to generating an understanding of how she worked whom she associated and how she financed her work and to discover what the actual (intelligence gathering) aims were.
Text by Matthew Shaul, South hill talk, London 2008, The Stasi and Gundula Schulze Eldowy
Aus meinen Recherchen geht klar hervor, dass Schulze Eldowys Werk, obwohl zweifellos kontrovers, eher eine Darstellung der menschlichen Verfassung war als ein offener Versuch, subversiv zu sein: Wie sie es ausdrückte: „Ich wurde gefragt, ob Subversion ein bewusster Teil meiner Bildsprache sei, und ich habe immer nein, nie und überhaupt nicht gesagt.“ Aber weil es in der DDR unmöglich war, gleichzeitig Künstler und gegen die Partei zu sein, kam es sehr leicht zu einer Konfrontation, sobald man eine Haltung einnahm, die in keiner Weise mit der Art und Weise übereinstimmte, wie die Der Staat sich selbst sah…Letztlich scheiterte die Stasi bei ihren Bemühungen, die Karriere von Schulze Eldowy zu zerstören. Interessanterweise gelang es ihnen jedoch, ihre Karriere in eine Sackgasse zu führen. Im Alter von 53 Jahren sollte die Fotografin Nan Goldin oder Corrine Day ebenbürtig sein, obwohl es aufgrund der sehr erfolgreichen Bemühungen der DDR, ihr Werk aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit zu halten, fast keine Bibliographie zu ihrem Werk gibt und es erst jetzt annähernd dazu kommt.. 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer beginnt die Veröffentlichung und die gebührende Debatte über ihr Vermächtnis.
Es ist klar, dass die Stasi mit zunehmendem Interesse an Schulze Eldowy eine zweigleisige Strategie verfolgte, die sich einerseits in dem Wunsch manifestierte, Schulze Eldowy durch die Verbreitung von Desinformationen über sie und ihre Arbeit in der Künstlergemeinschaft zu „verarschen“.und auf der anderen Seite erhebliche Ressourcen aufzuwenden, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sie arbeitete, mit wem sie zusammenarbeitete und wie sie ihre Arbeit finanzierte, und um herauszufinden, was die eigentlichen (Informationen sammelnden) Ziele waren.
Auszug,Text von Matthew Shaul, South hill talk London 2008, Die Stasi und Gundula Schulze Eldowy
SWF 20. März 2007, Bericht über die Ausstellung REITER OHNE PFERD, Kunstverein ULM
SWF 20. März 2007, Bericht über die Ausstellung REITER OHNE PFERD, Kunstverein ULM von Rainer Schlenz
Conspiracy Dwellings: Surveillance in Contemporary Art versammelt neun illustrierte Essays von Theoretikern und Kunstpraktikern über Kunstwerke, die inmitten von Konflikten oder aus der Position des Kommentars und der Kritik heraus entstanden sind und deren Themen von den 70er Jahren bis heute reichen. Die Autoren Anthony Downey, Christine Eyene, Liam Kelly, Verena Kyselka, Robert Knifton, Maciej Ozog, Outi Remes, Paula Roush, Matthew Shaul und Pam Skelton befassen sich mit dem praktischen und theoretischen Status der Überwachung: ihren Auswirkungen auf den städtischen Raum, die Ethik, die Staatsbürgerschaft, die bürgerlichen Freiheiten, den Konflikt und den Widerstand sowie mit Strategien der Gegenüberwachung, die neue Zuschauerpositionen, individuelle Ermächtigung, verstärkte Interaktivität und soziale Vernetzung vorschlagen. Zu den diskutierten Künstlern gehören John Aiken, Willie Doherty, Gavin Jantjes, Verena Kyselka, Rafael Lozano-Hemmer, Jill Magid, Gundula Schulze-Eldowy und Artur Zmijewski, die internationale Themen und Perspektiven aus England, Deutschland, Mexiko, Nordirland, Polen und Südafrika vertreten. Heute, in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten und politischer Unsicherheiten nach dem 11. September, stehen die Themen Patriotismus, Freiheit und demokratische Rechte wieder ganz oben auf der Tagesordnung und werfen Fragen auf wie: Wo ziehen wir die Grenze – wie weit muss die Überwachung gehen, bevor sie uns beunruhigt, und ab wann wird der Bürger als Bedrohung für den Staat angesehen? (Übersetzung aus dem Englischen)
Mitschnitt des Interviews, das Michaela Gericke für den RBB mit Gundula Schulze Eldowy 2019 führte.
GUNDULA SCHULZE ELDOWY
Yale University Art Gallery
Interview in drei Teilen mit Gundula Schulze Eldowy - geführt von Evelyn Frerk, 2009
Regie: Evelyn Frerk, Berlin 11.11.2009 , Teil 1
(hpd Humanistischer Presse Dienst)
Regie: Evelyn Frerk, Berlin 11.11.2009 , Teil 2
(hpd Humanistischer Presse Dienst)
Regie: Evelyn Frerk, Berlin 11.11.2009 , Teil 3
(hpd Humanistischer Presse Dienst)
Werke in Sammlungen
Metropolitan Museum of Art, New York
Museum of Modern Art, New York
Museum of Modern Art, San Francisco
LACMA Los Angeles
Museum of Fine Arts, Houston
Henry Buhl III., New York
Ellen Shapiro, New York
Allan Chasanoff, New York
Howard Stein, New York
Joshua Smith, Washington D.C.
Edward Lachmann, Los Angeles
The Wende-Museum, Los Angeles
Smith College Museum of Art, Massachusetts
Bibliotheque Nationale, Paris
FRAC Collection Aquitaine, Bordeaux
Musée Nicephore Nièpce, Chalon-sur-Saone
Museum für Gestaltung/Kunstgewerbemuseum, Zürich
Musée de l’Elyssée, Lausanne
Kunstmuseum Straßbourg
Sammlung Higashikawa
Foto Fiesta, Hokkaido
Collection Motomura, Japan
Berlinische Galerie, Berlin
Bauhaus-Stiftung Weimar,
SMPK, Kupferstichkabinett Berlin
Sammlung Rolf und Erika Hoffmann, Berlin
Märkisches Museum, Berlin
Brandenburgische Kunstsammlung, Cottbus
Kupferstichkabinett, Dresden
Museum Folkwang, Essen
Kunstmuseum Moritzburg Halle
Erotic Art Museum, Hamburg
Sprengel Museum, Hannover
Museum Ludwig (Stiftung Uwe Scheid), Köln
IBM Kunstsammlung, Stuttgart
Sammlung F C. Gundlach, Hamburg
Kunstsammlung DZ BANK AG, Frankfurt am Main
SpallArt, Salzburg
Deutsches Historisches Museum, Berlin
Teutloff Collection, Sammlung „Clervaux – cité de l’image“, Luxembourg
Sammlung Madeleine Millot Durrenberger
Sammlung Deutscher Bundestag, Berlin
Sammlung Gabriele König, Aachen
IFA-Kunstsammlungen, Stuttgart
Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
Kunstsammlung Schloss Kummerow
Angermuseum Erfurt
Bauhausstiftung Weimar
MAST Collection, Bologna
Harvard Art Museums, Boston
BRÖHAN-MUSEUM BERLIN